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Fenster / Luken

Ohne sie ist ein Reisemobil kaum denkbar – die Fenster, Dachluken, Bullaugen und anderen licht- und luftdurchlässigen Öffnungen. Vielleicht fragt Ihr Euch, warum wir eine gesonderte Seite für Fenster eingerichtet haben – schließlich ist doch Fenster gleich Fenster, oder?

Eben nicht, bei Fenstern und Luken gibt es durchaus deutliche Unterschiede, die verschiedene Auswirkungen haben. Wichtig ist, zunächst einmal zwischen Aufbau- und Fahrzeugfenstern zu unterscheiden. Front- und Seitenscheiben beim Fahrerhaus von teilintegrierten und Alkoven-Fahrzeugen sowie bei Kastenwagen und Campingbussen sind aus Verbundglas. Diese werden wie beim PKW behandelt und bedürfen an dieser Stelle daher keiner besonderen Erwähnung. Anders sieht es bei den Fenstern im Reisemobil-Aufbau aus.

Aufbau-Fenster

Grundsätzlich gibt es Merkmale, die bei allen Fenstern gleich sind, z.B. das „Glas“, das bei allen Typen aus Kunststoff ist. Meist wird dieses Material Plexiglas oder Acrylglas genannt, die korrekte Bezeichnung ist Polymethylmethacrylat. Dieses Material ist leicht und dennoch recht bruchfest, hat gute Isoliereigenschaften, weist eine hohe Temperaturbeständigkeit auf und ist leicht zu verarbeiten. Allerdings ist Acrylglas sehr kratzempfindlich und sollte keinesfalls mit Lösemitteln wie Alkohol, Aceton oder Benzol in Berührung kommen, sonst kann es zu blinden Stellen oder gar Spannungsrissen kommen. Beim Reinigen solltet Ihr also immer auf für Acrylglas geeignete Mittel achten, die es im Zubehörhandel zu kaufen gibt. Gegenüber Benzin und Öl ist ein Reisemobilfenster hingegen unempfindlich.

Moderne Reisemobile werden fast ausschließlich mit leicht getönten Doppelscheibenfenstern ausgestattet. Anders als bei den Doppelglasfenstern zu Hause kann bei den Reisemobil-Fenstern durchaus Feuchtigkeit zwischen die beiden Acryl-Lagen gelangen, was gelegentlich zum Beschlagen führt. Das ist aber kein Grund zur Besorgnis, da diese Feuchtigkeit durch spezielle kleine Öffnungen entweichen kann. Regelmäßiges Lüften verringert diesen Effekt deutlich. Die meist leicht graue Tönung verringert zu starke Sonneneinstrahlung und weist trotzdem eine Lichtdurchlässigkeit von bis zu 75% auf.

Bauart und Bauformen

Zunächst einmal muss man zwei verschiedene Fenstertypen unterscheiden: das Vorhänge-Fenster und das Rahmenfenster. Daneben gibt es mehrere gebräuchliche Bauformen, und zwar als Klapp-/Kipp-, Aufstell- oder Schiebefenster und nicht zu öffnende starre Fenster.

Vorgehängte Fenster sind im unteren und mittleren Preissegment von Reisemobilen weit verbreitet, da sie einfach herzustellen und einzubauen sind. Wie der Name schon sagt, wird die Scheibe ohne Rahmen einfach an der am oberen Rand des Wandausschnittes angebrachten Führungsschiene eingehängt und beim Schließen an eine umlaufende Gummidichtung gepresst. Den Nachteilen, dass für die Aufhängung spezielle Wandverstärkungen notwendig sind und dass sie weniger robust und einbruchshemmend sind, stehen die freie Formgebung, eine etwas größere Sichtfläche und die leichte Reparierbarkeit gegenüber.

Die Fenstervariante mit eigenem Rahmen trifft man hauptsächlich in höherwertigen Reisemobilen an. Die Vorteile liegen auf der Hand: eine gesonderte Wandverstärkung entfällt, thermische Entkopplung und Einbruchschutz sind merklich höher und diese Fenster tragen nicht so auf wie die vorgehängte Variante. Nachteile: Gewicht und Kosten sind deutlich höher und es sind ausschließlich rechteckige Formen möglich.

Fensterausstattung

Rollos, Jalousien, Insektengitter, Plissees – es gibt reichhaltige Ausstattungsvarianten bei Fenstern und das ist gut so. Welche Erleichterung, wenn man im Hochsommer auch einmal die Sonne oder lästige Insekten aussperren kann. Hierzu bieten die Hersteller verschiedene Varianten an. Zur Verdunklung des Fahrerhauses haben sich verschiebbare Faltplissees oder Rollos als sehr nützlich herausgestellt. Wohnraumfenster sind mit Verdunklungen und Fliegengittern erhältlich. Bei den einfachen Bauarten laufen Gitter und Verdunklung in zwei hintereinander angebrachten Schienenpaaren als Schnapprollos. Hier sind nur die Stellungen ganz offen oder ganz geschlossen möglich. Bei höherwertigen Kombikassetten laufen die Mücken-Gaze und die Verdunklung gegenläufig von oben und unten. Praktischerweise lassen sich beide Schutztextilien in jeder beliebigen Stellung fixieren und sogar in der Mitte zusammenklicken, was eine sehr leichte Einhand-Bedienung ermöglicht.

Verriegelung und Einbruchschutz

Fast alle Aufbau-Fenster werden mit halbwegs robusten Kunststoff-Verriegelungen verschlossen. Ein besonderes Einbruchshindernis stellen sie jedoch nicht dar. Ein Reisemobil-Fenster öffnet ein Profi mit einfachsten Werkzeugen innerhalb weniger Sekunden. Wer sein rollendes Ferienhaus längere Zeit unbeaufsichtigt stehen lässt, sollte über geeignete zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen nachdenken. Näheres hierzu findet Ihr in unserer Rubrik > Zubehör.

Aufstellfenster lassen sich mit speziellen Aufstellern in verschiedenen Raststellungen fixieren. Dies geschieht zum Teil mit festen Rastpunkten, teils mit stufenlosen Aufstellern mit oder (ganz neu) auch ohne Rändelschrauben. Schiebefenster haben in der Regel einen einrastenden Sicherungsknopf in geschlossener Stellung, den man zum Öffnen drücken muss.

(Dach-)Luken

Wisst Ihr, was ein Heki ist? Das ist die wohl am meisten verbreitete Form von Dachluken, das sogenannte Hebe-/Kippfenster. Warum überhaupt Löcher ins Dach schneiden? Auch das hat gute Gründe. Luft bewegt sich nach physikalischen Gesetzen, also Warmluft von unten nach oben, kalte Luft in umgekehrter Richtung. Im Sommer würde sich ein Reisemobil also deutlich von oben nach unten erwärmen, zumal da die Sonne von oben auf das Dach scheint. Ohne entsprechende Öffnung würde sich also die warme (und oft auch heiße) Luft unter der Decke sammeln.

Gleiches gilt für Dämpfe, die beim Kochen entstehen. Dieser Dampf enthält zu allem Überfluss auch noch reichlich Feuchtigkeit, die bei fehlender Dachöffnung nur schwerlich entweichen könnte und sich dann vorzugsweise an den umliegenden Flächen niederschlägt. So bliebe der Frikadellengeruch oft noch Tage im Fahrzeug erhalten…

Hinzu kommt die Notwendigkeit, das Fahrzeug bei Nutzung von gasbetriebenen Geräten, also z.B. dem Gasherd, ordentlich zu durchlüften, um den bei der Verbrennung verbrauchten Luftsauerstoff zu ersetzen. Hierzu werden von den Herstellern sogenannte Zwangsbelüftungen eingebaut, deren Abluftschlitze man in der Regel verdeckt in den Rahmen der Dachfenster vorfindet (die Zuluft kommt meist vom Einstieg unter der Wohnraumtür).

Man erkennt also recht schnell, wie wichtig Dachfenster oder Dachluken beim Reisemobil sind. Auch hier finden sich meist die bekannten Verdunklungs- und/oder Insektenrollos, manchmal auch nur feste Fliegengitter. Das Öffnen und Schließen der Dachluken erfolgt über Kurbel- oder Hebelvorrichtungen. Damit sind Zwischenstellungen möglich, um die Zu- oder Abluft entsprechend den vorherrschenden Bedingungen regulieren zu können.

Klimaanlagen und Ventilatoren

Wer mit dem Gedanken spielt, später einmal eine Klimaanlage in sein Reisemobil einzubauen, sollte klug vorplanen. Die günstigste Variante, die auch recht leicht einzubauen ist, ist eine Dachklimaanlage. Hierbei wird, wenn Ihr nicht eine zusätzliche Öffnung im Dach schaffen wollt, meist eine vorhandene Dachluke genutzt – die dann aber für Zu- und Abluft fehlt! Wer also beim Neukauf zusätzliche Dachfenster bestellen kann (z.B. die oft angebotenen Panorama-Dachfenster), sollte solche Überlegungen rechtzeitig in die Planung einbeziehen.

Wesentlich unproblematischer sind da die günstigen und leicht zu montierenden Dachventilatoren oder Dachlüfter. Schon für deutlich unter 100,00 Euro lassen sie sich entweder bei vorhandenen Dachluken nachrüsten. Oder man greift gleich zu einem Austausch-Dachlüfter, der in gängige Dachlukenausschnitte (36×36 oder 40x40cm) passt.

Geschickt montiert haben solche Dachlüfter gleich mehrere Funktionen: Entweder man bläst die im Fahrzeug vorhandene Warmluft in kürzester Zeit nach draußen (Ihr erinnert Euch: Warmluft sammelt sich oben an der Decke!). Oder man wechselt die Drehrichtung des Rotors und saugt kühle Luft von draußen ins Reisemobil-Innere. Wer ganz geschickt agiert, montiert einen solchen Dachlüfter in der Nähe des Herdes. So hat man zusätzlich noch eine Quasi-Dunstabzugshaube. Man sieht, ein solches Gerät hat also durchaus einen sehr günstigen Kosten-/Nutzenfaktor – sehr zu empfehlen (wir haben selbst einen).

Kaum etwas wird häufiger vergessen als das Schließen der Dachfenster vor der Abfahrt. Das kann zu gehörigen Schäden bei Eurem eigenen Reisemobil und zu erheblichen Gefahren für andere Verkehrsteilnehmer führen, und zwar nicht nur beim Durchfahren von Unterführungen oder ähnlichem, sondern auch durch den Luftzug z.B. bei hohen Geschwindigkeiten auf Autobahnen. Und auch auf Freiflächen von Fähren sind schon Dachluken durch stürmische Böen abgerissen. Also – immer erst kontrollieren und dann losfahren.