Grauwasser

Zu Hause ist alles ganz einfach: gebrauchtes Wasser verschwindet im Ausguss/Abfluss und damit in der örtlichen Kanalisation. Wer macht sich da schon weitere Gedanken? Beim Reisemobil sieht das deutlich anders aus. Wenn Ihr nicht gerade auf einem Campingplatz mit Eurem Fahrzeug an die Wasserentsorgung angeschlossen seid, sammelt sich Euer gesamtes Schmutzwasser, das beim Reisemobil auch Grauwasser genannt wird, in einem speziell dafür vorgesehenen Tank in Eurem Fahrzeug.

Wohin mit dem Schmutzwasser?

Der erste Gedanke wäre, das Grauwasser einfach in einem Gully oder sonstigen Straßenabfluss verschwinden zu lassen. Andere Camper gehen noch weiter: Sie öffnen vor der Abfahrt einfach den Ablasshahn ein wenig, um ihre Hinterlassenschaften auf den nächsten Kilometern unauffällig auf der Straße zu entsorgen – ist ja nur ein wenig schmutziges Wasser.

Wer sich auch nur ein wenig Gedanken über die Zusammensetzung der abgelassenen Brühe macht, sieht hoffentlich schnell ein, dass diese beiden Arten der Entsorgung nicht die richtige Lösung sein können. Um es deutlich zu sagen: Das ist verboten! Und das ist auch richtig so. Grauwasser enthält alle möglichen Substanzen, von der Zahnpasta bis zum Duschgel, von Seife bis zum Spülmittel, von Fett bis zu allerlei sonstigen organischen und anorganischen Stoffen. Das alles hat in der Umwelt oder im Grundwasser nichts zu suchen.

Scheut Euch nicht, derartige Umweltsünder deutlich auf ihr Missverhalten hinzuweisen. Wir Reisemobil-Urlauber leben nicht zuletzt vom guten Ruf. Wer willentlich die Umwelt verunreinigt, sollte nicht darauf hoffen, dass weiterhin günstige oder gar kostenlose Stellplätze oder andere Reisemobil-Infrastruktur für ihn zur Verfügung stehen bzw. geschaffen werden.

Wie und wo entsorge ich richtig?

Die einfachste und beste Art, das Grauwasser loszuwerden, ist der Besuch einer offiziellen Entsorgungsstelle. Diese findet man zunächst auf fast allen Campingplätzen und auf den meisten Stellplätzen. Aber auch darüber hinaus gibt es zahlreiche öffentliche Entsorgungsstellen, die man in Europa z.B. an Piktogrammen wie dem nebenstehenden erkennen kann. Erfreulich ist, dass immer mehr Tankstellen den Umweltgedanken ernst nehmen und Entleerungsmöglichkeiten anbieten.

Die Redaktion der Zeitschrift „Reisemobil International“ bietet im Internet ein komplettes Verzeichnis aller Entsorgungsstationen in Deutschland und Europa zur kostenlosen Nutzung als PDF-Dokument an. Den Link findet Ihr auf unserer Seite > Infos im Netz.

Solltet Ihr unterwegs einmal auf die Bezeichnung „Dump-Station“ treffen, seid Ihr hier genau richtig. Das Ablassen des Brauchwassers wird auch als „Dumpen“ bezeichnet.

Wie entleert man den Tank?

Bei den meisten Entsorgungsstellen findet Ihr einen sogenannten Bodeneinlass. Das ist eine Öffnung im Boden, in die Ihr Euer Grauwasser ablassen könnt. Hierzu rangiert Ihr Euer Reisemobil so, dass sich die Ablassöffnung Ihres Fahrzeugs über der Öffnung des Bodeneinlasses befindet. Nun öffnet Ihr nur noch Euer Ablassventil, das war´s auch schon. Gelegentlich ist der Raum zum Rangieren nicht optimal oder die Position Eures Auslasses liegt so unglücklich, dass man mit dem Auslass des Fahrzeugs nicht über den Einlass kommt. Dort findet man manchmal Verlängerungsschläuche mit großen Trichtern, die man unter die Ablassöffnung schiebt. Fehlt auch das, ist es hilfreich, wenn man einen eigenen Verlängerungsschlauch mit sich führt, der in die Ablassöffnung passt und dann zum Bodeneinlass geführt wird. Erhältlich ist so ein Schlauch i.d.R. über das Zubehörangebot des eigenen Fahrzeugherstellers.

Tragt beim Ablassen des Grauwassers möglichst Handschuhe und vergesst nicht, den Verschluss (falls vorhanden) des Bodeneinlasses zu öffnen oder zu entfernen und nach dem Ablassen wieder zu schließen bzw. anzubringen!

Wie entleere ich den Tank bei stationärem Aufenthalt?

Freisteher und Freunde von Stellplätzen starten meistens nach zwei bis drei Tagen zu ihrer nächsten Etappe und können den für diese Standzeit fast immer ausreichend dimensionierten Abwasser-Behälter (i.d.R. etwas geringerer Inhalt als der Frischwassertank) dann bequem bei der Abfahrt, unterwegs oder am nächsten Aufenthaltsort entleeren. Aber was macht man, wenn man z.B. für eine ganze Woche fest auf einer Campingplatz-Parzelle steht und der Grauwassertank sein Limit erreicht?

Glücklich sind die, die einen festen Entsorgungsanschluss für Schmutzwasser direkt am Stellplatz haben. Um diesen jedoch wirklich nutzen zu können, benötigt Ihr einen entsprechend langen Schlauch, der an der Auslassöffnung Eures Wohnmobils angebracht wird. Leider ist so ein Anschluss nicht bei allen Fahrzeugen gleich. Schaut also nach, welche Steck- oder Schraubverbindung in welcher Größe für Euch in Frage kommt. Das andere Ende des Schlauchs kann einfach offen bleiben, auf den Campingplätzen gibt es keine genormten Öffnungen.

Man muss einen solchen Schlauch nicht direkt beim Hersteller kaufen. Mit einem auch als Teich- oder Spiralschlauch bezeichneten Schlauch z.B. aus dem Baumarkt (Innendurchmesser beachten!), den man meistens leicht selbst mit einem entsprechenden Anschluss versehen kann, lässt sich gutes Geld sparen.

Allen Anderen, also auch denen, die für meterlange Schläuche keine Zuladungsreserven (Platz und Gewicht) verschwenden wollen, bleibt nur ein separater Behälter, den man außerhalb des Fahrzeugs mit der Öffnung unter den Grauwasser-Auslass schiebt und den man dann gelegentlich leert. Der interne Grauwassertank dient dann praktisch nur als Durchlauf. Kleine flache und rollbare Behälter für diese Zwecke findet man im Zubehörhandel, wobei man tunlichst auf die richtigen Maße achten sollte – hohe Tanks haben zwar mehr Fassungsvermögen, passen aber ggfs. nicht unter die Ablassöffnung. Messt also vorher genau nach.

Wie oft entsorge ich das Grauwasser?

Wie schon an anderen Stellen erwähnt, ist natürlich auch das Grauwasser ein nicht unerheblicher Gewichtsfaktor – und ein höchst überflüssiger dazu. Leert den Grauwassertank also so oft wie möglich. Schließlich ist jedes Kilo Gewicht, das Euer Motor bewegen muss, eine Belastung für Umwelt und Tankrechnung.

Fast jedes Reisemobil hat im Bedienpanel eine Anzeige für den Füllstand des Abwassertanks. Hier werden in der Regel keine Angaben über die tatsächliche Menge oder gar eine Literangabe zu finden sein. Meistens gibt es lediglich eine Warnlampe oder Anzeige, die darauf hinweist, dass der Tank fast voll ist. Spätestens wenn diese aufleuchtet oder blinkt, solltet Ihr umgehend eine Entsorgungsstation anfahren und den Tank leeren. Und denkt daran: Schmutzwasser gärt gerade bei höheren Temperaturen genüsslich vor sich hin – das ist nicht gerade Balsam für Euren Tank.

Wie säubert man den Grauwassertank?

Das Reinigen des Grauwassertanks solltet Ihr, genauso wie beim Frischwassertank, in regelmäßigen Abständen vornehmen, mindestens aber ein bis zwei Mal pro Jahr. Gerade Abwasser bildet schnell einen Biofilm, der idealer Nährboden für Keime, Bakterien, Pilze oder Algen bietet. Spezielle Reinigungsmittel bietet der Zubehörhandel in ausreichender Anzahl. Haltet Euch dabei immer an die Gebrauchsangaben des jeweiligen Herstellers und spült den Tank nach der Reinigungsphase ordentlich durch.

Werft gelegentlich ein paar Zahnersatz-Reinigungstabletten in den Abwassertank (sofern er zugänglich ist). Die kosten nicht viel und helfen prima, Kalk, Keime und unangenehme Gerüche im Zaum zu halten.