Von der rohen Spanplatte mit 5cm-Schaumgummiauflage bis zur punktelastischen Vollunterfederung mit Mehrzonen-Luxusmatratzen – im Reisemobil wird praktisch alles geboten, was auch auf dem Markt fürs traute Heim zu finden ist. Ganz gleich, welche Art, Form, Größe oder Ausführung von Bett Ihr nutzt, entscheidend für gesunden und erholsamen Schlaf ist das, was drinnen ist, also eine vernünftige Matratze mit ausgewogener und vielleicht sogar auf Eure Bedürfnisse angepasster Unterfederung.
Es ist schon merkwürdig: es gibt tatsächlich Zeitgenossen, die für die Bettausstattung im heimischen Schlafzimmer gerne bereit sind, etliche hundert, wenn nicht gar mehrere tausend Euro auszugeben. Im Reisemobil hingegen werden die so wichtigen Schlafunterlagen oft recht stiefmütterlich behandelt. Warum gerade im Urlaub auf erholsame und regenerierende Nachtstunden verzichten? „Das sind doch nur ein paar Wochen im Jahr, da ist das nicht so wichtig“, diese oder ähnliche Antworten hören wir immer wieder. Man kann (oder sollte) das vielleicht einmal anders herum betrachten: Gerade Erholung und Entspannung sind im Urlaub die wohl wichtigsten Aspekte und ausgerechnet da verzichtet man nachts auf vernünftigen Schlafkomfort?
Wir wissen nicht, wie Ihr zu dieser Frage steht. Wir geben Euch auf dieser Seite einfach einen Überblick über die Möglichkeiten, die Euch in Eurem fahrbaren Urlaubsuntersatz zur Verfügung stehen. Entscheiden müsst Ihr dann ohnehin für Euch selbst.
Matratzen
Ein Drittel erholsamen Schlafes geht auf das Konto der Unterfederung, zwei Drittel schreibt man landläufig der Matratze zu. Beginnen wir also mit der wichtigeren Komponente. Die Palette der Serienausstattung von Reisemobilen reicht hier (wie eingangs erwähnt) von billigstem Baumarkt-Schaumstoff bis hin zu orthopädisch einwandfreien Luxusmatratzen, somit also von ganz billig bis zu erschreckend teuer. Wer ein wenig auf sein Budget achten muss, fragt sich zwangsläufig: Worauf kommt es bei einer guten Matratze eigentlich an?
Vier Dinge sind hier an erster Stelle zu nennen: Die Liegehärte, die Elastizität, die Stabilität und der Feuchtigkeitstransport. Darüber hinaus zählen Aspekte wie Preis, Haltbarkeit und, speziell bei gewichtsbeschränkten Reisemobilen (3,5t), natürlich das Gewicht eine nicht minder wichtige Rolle. Auf all diese Gesichtspunkte haben Material, Aufbauart, Verarbeitung und nicht zuletzt die persönlichen Voraussetzungen einen entscheidenden Einfluss. Schauen wir uns also die einzelnen Bereiche einmal näher an.
Material und Aufbau
Auf der Suche nach der richtigen Reisemobil-Matratze scheiden etliche aus dem Heimbereich bekannte Matratzenarten aus. Futon oder Wasserbett erklären sich von selbst. Da in Wohnmobilen praktisch immer Sondermaße gefordert sind und Metallteile, hier speziell Federn, nicht detailliert formbar sind, scheiden Federkern-, Taschenfederkern- und Boxspring-Varianten aus. Ebenfalls ungünstig sind Matratzen mit sehr hohem Eigengewicht, also muss man auch auf Latex als Material verzichten. Das Alles natürlich unter der Maßgabe, dass man ein durchschnittliches Reisemobil fährt – in der großen Luxusklasse (große Integrierte und Liner) sind natürlich auch vorgenannte Modelle durchaus zu finden. Bleiben also für den Normalfall noch die durchaus varaintenreichen Schaummatratzen. Viskoelastische Schaummodelle, auch als Tempur oder Memoryschaum bekannt, werden unterhalb von etwa 15 Grad sehr hart, sind also auch nicht beste Wahl in unserem Gefährt mit vielen Temperaturschwankungen. Ihr ahnt es: letztlich sind Kaltschaummatratzen tatsächlich der sinnvollste Kompromiss aus all den oben genannten Faktoren, auch was den Feuchtigkeitsabtransport betrifft.
Aber selbst in diesem Matratzen-Segment gibt es deutliche Unterschiede. Zunächst einmal sollte man auf ein vernünftiges Raumgewicht achten. Dieses gibt an, wieviel Material pro Kubikmeter bei der Herstellung verwendet wurde. Die Menge ist entscheidend für Elastizität und Stabilität, d.h. je größer das Raumgewicht, desto besser ist die Qualität. Geeignete Exemplare haben mindestens Werte ab etwa 40 bis 50.
Nicht verwechseln darf man das Raumgewicht mit dem Härtegrad, auch Stauchhärte genannt. Die oft zu findenden Angaben wie H2, H3 etc. (je höher, desto härter) sind leider nicht genormt und von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Sie geben daher nur einen ungefähren Anhaltspunkt für die Gesamthärte einer Matratze. Grob gesagt sind leichte Personen eher mit einer etwas weicheren Matratze gut bedient (etwa H2 bis H3), während schwerere Urlauber auf härtere Modelle (etwa ab H3/H4) zurückgreifen sollten. Im Fachhandel (siehe auch > Zubehör) berät man Euch gerne und auch ein Probeliegen, um die Eignung für Euch persönlich zu testen, sollte bei guten Anbietern kein Problem sein.
Vereinzelt bieten Matratzenshops die Möglichkeit, auf deren firmeneigenen Stellplätzen eine Nacht unverbindlich zur Probe zu schlafen. Einen solch tollen Service findet man, wenn man bei Google nach „Wohnmobil Matratze probeschlafen“ sucht.
Verarbeitung
Bei der Verarbeitung kommen nun die bekannten Zonen ins Spiel. Diese Bereiche mit unterschiedlicher Elastizität und Härte (gängig sind drei, fünf oder sieben Zonen) erreicht man durch Einsetzen von Keilen oder durch verschiedene Einkerbungen (Streifen- oder Würfelschnitt). Auf dem Markt finden sich hunderte von Variationen, daher ist ein Probeliegen und eine ordentliche Beratung sehr zu empfehlen, zumal die Anzahl der Zonen allein noch nichts über die Qualität einer Matratze aussagt – wie so oft kommt es nicht allein auf das „Was“, sondern auch auf das „Wie“ an.
Feuchtigkeitstransport
Je nach Jahreszeit, Umgebungstemperatur und Raumklima verliert ein Mensch pro Nacht durchschnittlich etwa 0,5 bis 1,5 Liter Schweiß. Bei rund 3 bis zu über 10 Litern pro Woche kann man sich gut vorstellen, wie wichtig ein vernünftiger Abtransport der Feuchtigkeit ist. Neben dem eigentlichen Material ist dabei auch auf den Bezug der Matratze zu achten. Neben einem angenehmen Hautgefühl sollte er gute Verdunstungseigenschaften aufweisen, also nicht zu undurchlässig sein, da sonst Staunässe auftreten kann. Diese sorgt nicht nur für ein schlechtes Schlafklima, sondern auf lange Sicht auch für Schimmelbildung. Aber selbst das beste Duo aus Matratze und Bezug nutzt nichts, wenn die Feuchtigkeit nicht entweichen kann. Womit wir beim zweiten Hauptpunkt rund um die entspannte Nachtruhe wären.
Unterfederung
Die Unterfederung im Bett hat zwei Hauptaufgaben: zum einen soll sie im Zusammenspiel mit der Matratze für weiteren Schlafkomfort sorgen, also unsere verschiedenen Körperzonen weich abfedern oder sanft unterstützen. Zum anderen soll sie einen guten und reibungslosen Abtransport der Feuchtigkeit auf der Unterseite der Matratze ermöglichen.
Federung
Reisemobile sind serienmäßig häufig mit sehr einfachen (Roll-)Lattenrosten ausgestattet. Da wird dann statt hochwertiger Buche meist die deutlich billigere Birke verwendet und auch die Abstände zwischen den einzelnen Latten sind meist viel zu groß. Und auch verschiedene Zonen sucht man vergebens. Im schlimmsten Fall kann man damit eine darauf befindliche gute Matratze im Laufe der Zeit zerstören. Wer also etwas für den gesunden Schlaf tun will, sollte auf ein ausgewogenes Verhältnis von Unterfederung und Matratze achten.
Im Bezug auf Federungskomfort gelten dieselben Regeln wie für Matratzen: Schulter- und Beckenbereich sollten ausreichend einsinken können, die übrigen Körperpartien benötigen angemessene Unterstützung. Um sich individuell an den Körper anpassen zu können, sollte eine gute Punktelastizität oberstes Ziel sein. Dass auch die Unterfederung hierbei mithelfen kann, zeigen Spezialangebote wie z.B. Tellerfedern, mit denen man sich aus verschieden harten Tellern eine genau auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Lösung zusammensetzen kann. Näheres findet Ihr auf unserer Seite > Zubehör.
Feuchtigkeitsmanagement
Die zweite Aufgabe des Unterbaus ist eigentlich recht simpel: er soll für ausreichende Belüftung an der Matratzenunterseite sorgen, damit verdunstender Schweiß nicht an glatten Flächen kondensiert oder aufgesaugt wird, sondern möglichst weiträumig entweichen kann. Da dies bei praktisch allen Unterfederungen der Fall ist, müssen sich darüber nur solche Wohnmobilisten Gedanken machen, die z.B. aus Gründen der Höhe völlig auf eine Unterfederung verzichten möchten. Ja, auch die Höhe kann in bestimmten Fällen eine Rolle spielen, z.B. in Stockbetten oder Alkoven. In solchen Fällen sollte man zumindest auf ein Abstandsgewirk zurückgreifen, das man unter der Matratze platziert.
Und sonst noch…
Bei vielen der oben genannten Kriterien kommen solche Reisemobil-Urlauber ins Schwitzen, die sich für eine Umbau-Lösung entschieden haben, also z.B. für die Nutzung der Sitzgruppe als umbaubares Bett. Hier hat man leider keinerlei Einfluss auf Matratzenqualität oder Unterfederungskomfort und muss sich wohl oder übel mit den vorgegebenen Angeboten und Ausstattungen der Hersteller zufriedengeben.
Aber auch Besitzer von Festbetten haben es nicht immer leicht, wenn es um den Austausch von Matratzen oder Lattenrosten geht. Nur selten entsprechen die Maße von Reisemobilbetten den gängigen Größen, die man nebenan im Bettenshop kaufen kann. Oft muss notgedrungen auf Spezialanfertigungen zurückgegriffen werden, was natürlich seinen Preis hat.
Gleiches gilt auch für Bettlaken. So sollten diese beispielsweise bei Spannlaken möglichst genau zu den Matratzenmaßen passen, will man nicht unansehnliche Falten oder dergleichen in Kauf nehmen. Besonders schwierig wird es da bei mehrteiligen Matratzen. Nur wenige Resiemobil-Hersteller haben entsprechendes Zubehör in ihrem Programm, sodass man auch hier, wenn man nicht eine nähbegabte Person im Freundeskreis hat, auf individuelle Anfertigungen angewiesen ist.
Womit wir vielleicht wieder bei der Frage ganz am Anfang dieser Seite wären: möglicherweise scheuen viele Wohnmobilisten die Umrüstung ihrer Schlafstätten auf hochwertigere Lösungen, weil es einfach zu aufwändig und zu teuer ist – verständlich, aber eigentlich schade.
Damit hätte es nur eine Gruppe von Campern ganz einfach: die Mieter. Die nehmen einfach das Reisemobil für die zwei oder drei Wochen Urlaub, das die bequemsten Betten hat…
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