Radio / Musik

Ein Reisemobil ohne Autoradio? Das ist heutzutage nur noch sehr schwer vorstellbar. Das Radio im Cockpit gehört zu den meistgekauften Zubehörteilen, ganz gleich ob direkt ab Werk oder erst später eingebaut. Aber das macht ja auch Sinn, liefert uns die kleine Klangbüchse doch selbst in der einfachsten Ausstattung zwei wichtige Dinge: Informationen und Musik. Ob Nachrichten oder Wettervorhersage, Verkehrsmeldungen oder Unterhaltungssendungen, wir sind laufend gut informiert und werden nebenbei noch mit guter Musik bei Laune gehalten. Ja, ein Radio sollte schon sein. Die Frage „welches soll es denn sein?“ ist allerdings heutzutage schwieriger zu beantworten als je zuvor, sind doch die einstmals nur spärlich ausgestatteten Geräte inzwischen zu wahren Multimediamaschinen herangewachsen.

Um das für uns richtige Gerät aus der unüberschaubaren Vielfalt von Angeboten herauszufiltern, wollen wir uns ein wenig mit den einzelnen Komponenten beschäftigen. Beginnen wir mit dem Wichtigsten, dem Radioempfang. Ältere Semester unter Euch werden das noch kennen: ein Knopf für EIN/AUS und Lautstärke, einer um den Sender einzustellen, 4 Knöpfe für die Wellenbereiche (UKW, Mittelwelle, Kurzwelle und Langwelle) – das war´s. Ok, es gab noch die Skala mit kryptischen Buchstaben und Zahlen, mehr aber auch nicht. Und heute? USB, Bluetooth, SD-Card, Freisprechen, DVD, DAB, Traffic-Assist, CarPlay, Navi, Rückfahrkamera, Touchscreen, AUX, MP3, Can-Bus, 3G, Wifi, NFC, WMA, GPS, TTS, TMC, POI – ok, ok, wir hören ja schon auf, wer soll da noch durchblicken…?

Tja, eigentlich seid Ihr es, die da durchblicken sollten, wenn Ihr denn ein Gerät erwartet, das auch wirklich zu Euren Bedürfnissen passt. Wenn Ihr nun an dieser Stelle ein umfassendes Tutorial zu all den oben genannten Begriffen und Abkürzungen (von denen es noch sooo viele mehr gibt) erwartet, müssen wir Euch enttäuschen. Die Thematik ist einfach zu umfassend, als dass wir sie hier in aller Kürze auch nur ansatzweise darstellen könnten. Das Schwierige ist, dass ein Radio heute eben nicht mehr nur ein Radio ist. Diese z.T. hochkomplexen Multimediazentralen verknüpfen, wie die Silbe „Multi“ erahnen lässt, die unterschiedlichsten Geräte und Dienste.

Rundfunkempfang, Navigation, Telefon, Abspielen von Ton- und Bildträgern jeglicher Art, dazu evtl. noch die Rückfahrkamera oder sogar eine Alarmanlage, all das wird in einer einzigen Funktions- und Bedieneinheit zusammengefasst. Und jede einzelne Funktion für sich erfordert meistens schon ein hohes Maß an Lernbereitschaft. Am Ende bleiben Euch daher eigentlich nur zwei Möglichkeiten: entweder Ihr steigt selbst tiefer in dieses Thema ein und erhaltet am Ende genau das, was Ihr braucht, oder Ihr vertraut Eurem Händler (oder auch Vorbesitzer) und nehmt das, was im Reisemobil üblicherweise eingebaut wird oder bereits eingebaut ist.

Aber wir wollen Euch nicht ganz im Regen stehen lassen. Kommen wir also noch einmal zurück auf die „Kernkompetenz“ des Radios, den Rundfunkempfang. Kurze und lange Welle gehören schon lange der Vergangenheit an und auch die Mittelwelle verschwindet immer mehr aus den Geräten. Warum? Weil sie für den Empfang gerade in mobilen Geräten, die ständig ihre Position verändern, nur sehr eingeschränkt geeignet sind. Merken tut man das dann an Rauschen, Zirpen oder dem kompletten Verschwinden des Senders. Da dies selbst noch bei Signalen der Ultrakurzwelle (UKW) vorkommt, wurde diese analoge Sendetechnik auch weiterentwickelt, so dass wir heute über einen neuen Standard verfügen: das Digital Audio Broadcasting, kurz DAB (oder auch DAB+).

Wer die Dienste der Radiosender viel und gerne nutzt, sollte sich einmal näher mit dieser Sende- und Empfangstechnik beschäftigen (z.B. auf www.digitalradio.de). Neben glasklarem und störungsfreiem Empfang bietet diese Technik etliche Zusatzfeatures, wie z.B. Infos zu den laufenden Musiktiteln, komplette Programmübersichten oder sogar Wetter- und Verkehrsmeldungen. Kleiner Wermutstropfen: Während wir in Deutschland aktuell (2019) eine Netzabdeckung von etwa 98% haben, liegt diese im europäischen Ausland derzeit erst bei knapp 60%. Aber keine Angst, alle Geräte schalten (unhörbar = „seamless“) auf den normalen UKW-Betrieb um, wenn sie kein DAB-Signal mehr empfangen.

Apropos Angst: einen kleinen, aber wie wir finden wichtigen Tipp wollen wir Euch noch zukommen lassen.

Achtet beim Einbau oder auch beim Nach- oder Umrüsten (z.B. mit einem DAB-fähigen Gerät) darauf, an welchen 12V-Stromkreis das Radio angeschlossen wird. Hersteller von billigen Reisemobilen verwenden hierfür oft den Anschluss des Basisfahrzeugs und der kommt direkt von der Starterbatterie. Wenn Ihr Glück habt, gibt es eine automatische Zeitabschaltung (z.B. nach einer Stunde), damit das Radio die Autobatterie nicht leer saugt. Wer nicht ohne Startstrom für den Motor dastehen oder jede Stunde zum Radio laufen will, um es wieder einzuschalten, der achtet auf einen Anschluss an der Wohnraumbatterie, mit dem Euer Reisemobil dann jederzeit startklar bleibt und Ihr ohne Lauferei unterbrechungsfrei Radiohören könnt, solange Ihr mögt.

Nun reden wir die ganze Zeit über das Radio, aber die Überschrift betrifft ja auch einen zweiten Bereich: Musik. Diese muss natürlich nicht zwingend nur aus einem Radio kommen. Der große Nachteil des Mediums Radio liegt zweifellos darin, dass man keine Entscheidung über die abgespielten Musiktitel hat. Zwar lässt sich mit der Wahl eines bestimmten Senders das Musikgenre beeinflussen, also z.B. ob man bevorzugt eher Schlager, Klassik, Oldies oder aktuelle Pop-Titel hören will. Eine eigene Zusammenstellung oder Reihenfolge ganz konkreter Musikstücke ist aber eben nicht möglich.

Hier kommt nun die gesamte Bandbreite speicher- und abrufbarer Musik ins Spiel. Die zu diesem Zweck noch bis in die Achtziger genutzte Musik- oder Compact-Cassette (Stichwort Walkman) ist längst Geschichte und auch ihre Nachfolgerin, die selbstgebrannte CD, befindet sich in stetigem Sinkflug in der Gunst der Musikliebhaber. Das MP3-Format ermöglicht durch geschickte Komprimierung das Speichern zehntausender Musiktitel auf kleinstem Raum, etwa dem MP3-Player oder Smartphone, einem USB-Stick oder einer SD-Card.

Und Leute mit Internetzugang und ausreichendem Datenvolumen (mehr dazu auf unserer Seite > Internet) verlieren immer mehr das Interesse an einer eigenen Speicherung vor Ort. Sie greifen in zunehmendem Maße auf Cloud-Speicher oder Streaming-Dienste zu, die einem den weltweiten Zugriff auf Millionen von Musikstücken mit jedem onlinefähigen Gerät (Handy, Tablet, Notebook, internetfähiges Autoradio etc.) ermöglichen. All diese Geräte genießen zudem gerade im Reisemobil den Vorteil, dass sie sich prima mit 12V oder Batterien bzw. Akkus, z.T. auch mit eingebauten und per USB-Anschluss aufladbaren Energiespeichern, betreiben lassen – willkommen in der mobilen digitalen Musikwelt 3.0.

Reden wir zu guter Letzt noch über einen wichtigen Punkt: die Art und Weise der Wiedergabe im rollenden Musikzimmer. Wer es ganz intim haben möchte, ist sicherlich mit dem Kauf eines Ohr- oder Kopfhörers gut beraten. Die Bandbreite reicht hier von einfachen Hörern für kleines Geld bis hin zu sehr hochwertigen Exemplaren, die natürlich auch ihren Preis haben. Sehr interessant sind dabei Modelle, die die Musikübertragung vom Abspielgerät aus per Bluetooth erledigen – damit ist man ohne Kabelgewirr recht unabhängig (bis ca. 10 Meter Reichweite) und trotzdem ungestört.

Ebenfalls per Bluetooth lassen sich die gleichnamigen portablen Lautsprecher betreiben, die für gewöhnlich recht kompakte Baumaße und dabei trotzdem eine oftmals erstaunliche Klangqualität an den Tag legen. Akku-, batteriebetrieben oder wiederaufladbar sind diese Geräte sicherlich keine schlechte Wahl fürs Reisemobil.

Wer es lieber stationär innerhalb des Fahrzeugs mag, kann sich ebenfalls über eine breite Palette von Lautsprechersystemen bis hin zu Surround-Lösungen mit Subwoofer oder getrennte Mehrwege-Anlagen fürs Fahrerhaus und den Wohnraum und/oder das Bad freuen – alles eine Frage des Geschmacks und des Geldbeutels.

In TV-Geräten sind oft nur quäkende Mini-Lautsprecher verbaut, der Fernsehton ist dadurch meist eher durchwachsen. Wer sich ein Bluetooth-fähiges Modell zulegt, kann die oben beschriebenen Bluetooth-Speaker wunderbar als externe Box benutzen. Zusatznutzen: Wenn Ihr z.B. abends mit Mehreren vor dem Reisemobil im Freien fernsehen wollt (sofern sich das Gerät herausschwenken lässt), könnt Ihr die Box sehr nah an Euch heranstellen und so mit sehr geringen Lautstärken arbeiten – die Stellplatznachbarn werden es Euch danken.

Ihr seht, auch unterwegs muss man keinesfalls auf echten Musikgenuss oder guten Fernsehton verzichten. Gut, der Klang einer hochwertigen heimischen Hifi- oder Surround-Anlage lässt sich im rollenden Zuhause wohl eher nicht nachbilden, aber – Reisemobil und guter Ton müssen keineswegs ein Gegensatz sein.