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Basis-Fahrzeuge

Basis-Fahrzeuge – die Grundlage aller Wohnmobile

Jedes Reisegefährt war in seinem ersten Leben unscheinbar oder gar hässlich – entweder als langweiliger Durchschnittstransporter, oder als sogenanntes Chassis mit dem Charme eines Stabilo Metallbaukastens (Leser mit Vorlieben für technische Ästhetik mögen uns diese Ausführungen verzeihen). Wie schon im Abschnitt „Wohnmobil-Typen“ erläutert, ist die Basis jedes unserer betrachteten Freizeit-Mobile ursprünglich ein Produkt eines mehr oder weniger geläufigen Automobilherstellers, z.B. Fiat, Ford, Mercedes, VW, Peugeot oder Citroen, um die bekanntesten zu nennen.

Der Kfz-Hersteller liefert nun ein solches Serien-Fahrzeug an den Wohnmobilhersteller, und zwar entweder in seiner ursprünglichen Form als rudimentäres Lastfahrzeug, also z.B. als Kastenwagen oder Bus, woraus dann später Campingbusse oder Freizeit-Kastenwagen (manchmal auch als Vans bezeichnet) entstehen. Oder das „Fahrzeug“ wird nur in Form eines Chassis angeliefert. Dieses kann zwei verschiedene Zustände haben. Entweder es besteht aus einem kompletten Fahrerhaus und einem Rahmen (z.T. Spezialrahmen von Fremdfirmen, s.u.) zur späteren Verwendung in Teilintegrierten oder Alkoven-Modellen. Oder selbst das Fahrerhaus ist ohne Karosserieteile auf die notwendigsten Elemente wie Bodenplatte, Motor, Schaltung, Lenkung etc. beschränkt, im Fachjargon als „Windlauf“ bezeichnet. Daraus entstehen dann später die integrierten Wohnmobile. Kurzum: Jedes Reisemobil hätte in seiner Ursprungs-Serienform (mit all den verschiedenen Varianten) auch ein Lieferwagen, ein Mannschaftsbus oder ein Eiswagen werden können.

So betrachtet und wenn man weiß, dass es auch noch einige weitgehend baugleiche Modelle gibt wie z.B. Fiat Ducato, Peugeot Boxer und Citroen Jumper, lässt sich eher wenig Individualität vermuten, was die Basis-Fahrzeuge anbelangt, also eher langweilige Durchschnittskost. Anders herum betrachtet ergeben sich allerdings entscheidende Vorteile: Diese ursprünglich als Lastesel konzipierten Serienmodelle müssen sich über Jahre im harten Alltag beweisen, ob als Stop-and-Go geplagtes Zustellfahrzeug der Post, als Kiestransporter auf der Baustelle oder als Spielmobil des Kindergartens um die Ecke.

Wohnmobilhersteller profitieren also ganz gehörig von einer sehr breiten Palette an Erfahrungen, die in den letzten Jahrzehnten in solche Serienfahrzeuge eingeflossen sind – und damit profitieren letztlich auch wir Wohnmobilisten von Fahrzeugen, die ihre Alltagstauglichkeit bereits zigtausendfach bewiesen haben und auch weiterhin im umkämpften Mitbewerberumfeld beweisen müssen.

Stellt sich die Frage: Ist die Marke des Basisfahrzeugs für den angehenden Wohnmobil-Käufer denn nun ein echtes Entscheidungskriterium? Auf jeden Fall sollten wir uns von den bekannten (Vor-) urteilen aus dem PKW-Bereich befreien. Erstaunlicherweise stehen Marken, die bei Personenkraftwagen eher ein nicht so gutes Ansehen genießen, bei unseren Freizeitfahrzeugen ganz oben auf dem Treppchen, während als vermeintlich solide wahrgenommene Marken bei Wohnmobilen die hinteren Plätze belegen oder erst gar nicht vorkommen.

Ein Beispiel: Beliebtheitsumfragen und belegte Verkaufszahlen weisen den Fiat Ducato und Baugleiche seit Jahren als eindeutigen Marktführer bei den Wohnmobil-Basisfahrzeugen aus (aktuell etwa ¾ der Wohnmobil-Neuzulassungen), während die PKW-Sparte dieses Herstellers mit ganz anderen Ergebnissen daherkommt (ca. 2% Anteil am Gesamt-Fahrzeugmarkt). Was natürlich nicht unbedingt bedeutet, dass andere Marken schlechter oder unzuverlässiger wären – aber so hat es sich halt im Laufe der Jahre aus wahrscheinlich guten Gründen entwickelt.

Wohnmobil-Rahmen-Varianten

Einen speziellen Aspekt sollten wir aber, unabhängig von der Marke, dennoch näher beleuchten: Die Rahmen-Variante. Normalerweise wird das Chassis mit einem sogenannten Leiterrahmen geliefert. Dieser besteht in der Standardausführung aus einem doppellagigen Metallgerüst, in der Flach- oder Tief-Variante wird die obere Lage weggelassen. Um die Stabilität beim Tiefrahmen trotzdem beizubehalten, muss sich dann der Aufbau-Hersteller an genaue Vorgaben zur Befestigung des Aufbaus halten. Diese Serien-Rahmen haben in der Regel feste Vorgaben, was Achsabstand und Spurweite angeht.

Alternativen zum Serienrahmen bietet der Hersteller AL-KO. Diese Firma liefert Tiefrahmen in verschiedenen Radständen, Spurweiten und Rahmenhöhen. Sie sind üblicherweise leichter, haben z.T. eine andere Hinterachsfederung und sind noch tiefer absenkbar, was Aufbauherstellern eine wesentlich größere Flexibilität bei der Konstruktion bietet. Und auch für den Endkunden hat ein Tiefrahmen, ob vom Fahrzeug-Hersteller oder von AL-KO, klare Vorteile: es sind niedrigere Fahrzeughöhen möglich, Schwerpunkt und Einstieg liegen tiefer und es kann ein Doppelboden verbaut werden, der wiederum weitere Vorteile mit sich bringt (siehe Seite > Aufbau).

Wie wichtig ist das Wohnmobil-Basisfahrzeug?

Kommen wir zur Ursprungsfrage zurück: Welchen Stellenwert hat das Basis-Fahrzeug beim Wohnmobilkauf? Mal ganz ehrlich: Wenn Ihnen ein Wohnmobil als Gesamtfahrzeug gut gefällt, verzichten Sie dann wirklich auf den Kauf, nur weil Ihnen die Marke des Basisfahrzeugs nicht zusagt? Während dem Selbstausbauer die gesamte Angebotsbreite zur Verfügung steht, hat der Gebrauchtwagen-Käufer ohnehin keine Chance. Besteller von Komplettfahrzeugen können sich in seltenen Fällen wenigstens noch zwischen zwei Basisfahrzeugen oder Rahmenvarianten entscheiden – das war´s aber auch schon an Wahlmöglichkeiten.

Interessanter als das Kaufkriterium dürfte also der spätere Nutzen im Wohnmobil-Alltag sein. Der neben der Zuverlässigkeit wohl wichtigste Punkt: der Service. Wer im Schadensfall schon einmal zig, wenn nicht hunderte Kilometer fahren musste (falls überhaupt möglich), weiß die Vorteile einer weit verbreiteten Marke mit einem dichten Werkstattnetz schnell zu schätzen. Gerade im Ausland ist man dankbar, wenn man im Zweifelsfall einen rettenden Monteur in nicht allzu großer Ferne weiß. Darüber hinaus kennen sich selbst kleinste Werkstätten vor Ort bei den meisten Serienmodellen ganz gut aus. Und bei den Reparaturen hört der Service ja bekanntlich nicht auf.

Einige Basisfahrzeug-Hersteller bieten bereits hilfreiche Portale im Internet oder sogar Service-Apps fürs Smartphone oder Tablet an. Die Angebote reichen von der Hilfe bei der Stellplatzsuche über touristische Informationen bis hin zum Download von Betriebsanleitungen oder Datenblättern (siehe auch > Infos im Netz).

Fassen wir zusammen:

Wenn Ihr den Kauf eines Wohnmobils plant, dürfte das Basis-Fahrzeug, abgesehen von der Rahmenvariante, eine eher untergeordnete Rolle spielen. Trotzdem solltet Ihr Euch ein wenig mit den Spezifikationen dieses „Grundgerüstes“ beschäftigen. Ob es nun um technische Details, wie z.B. eine vollverzinkte Karosserie, eine spezielle Federungsart oder ein gutmütiges Automatikgetriebe geht oder ob Euer Augenmerk mehr auf den Serviceleistungen liegt – vielleicht ist genau eines dieser Kriterien am Ende das berühmte „Zünglein an der Waage“, das Euch zu der einen oder anderen Kaufentscheidung veranlasst. Im Zweifelsfall sind letztlich alle Marken und Basis-Modelle vertretbar, sonst würden sie für den Wohnmobilbau erst gar nicht herangezogen. Lasst Euch also nicht aus der Ruhe bringen, wenn das am Schluss ausgewählte Fahrzeug nicht mit Eurer „Lieblings-Hausmarke“ geliefert wird – Ihr werdet Euch damit anfreunden, da sind wir sicher.