Bäder

Bäder im Reisemobil haben wir in groben Zügen bereits auf der Seite > Wohnmobil-Grundrisse beschrieben. Hier wollen wir etwas mehr ins Detail gehen. Dabei stehen am Anfang, wie so oft, Fragen nach der individuellen Nutzung und den persönlichen Bedürfnissen.

An allererster Stelle sollte man zunächst überlegen:

Brauche ich überhaupt ein Bad bzw. eine Dusche?

Was für die Einen eine völlig unsinnige Frage ist („…klar, geht unterwegs doch gar nicht ohne“), macht für Andere („wir stehen ausschließlich auf Campingplätzen“) durchaus Sinn. Dabei müssen wir grundlegend beachten: Mit Bad meinen wir eine Kombination aus Toilette, Waschbecken und Dusche.

Nehmen wir beispielsweise ein junges Paar, das abwechselnd immer zwei Tage auf Stellplätzen und dann drei Tage auf einem Campingplatz verbringt. Hier mag die Überlegung greifen, dass bei den beiden Stellplatz-Nächten durchaus der gute alte Waschlappen reicht, um dann drei Mal ausgiebig die Sanitäreinrichtungen eines Campingplatzes zu nutzen. Wozu dann ständig eine nie benutzte Dusche durch die Gegend fahren? OK, zum Trocknen von Regenmänteln oder Schwimmkleidung wäre sie dennoch zu gebrauchen. Aber in einem Campingbus wäre der Wegfall einer Dusche durchaus überlegenswert, spart man so doch eine Menge Platz für andere Einrichtungs- und Entfaltungsmöglichkeiten.

In einem zweiten Fall nehmen wir das luxusgewohnte ältere Paar, das vollends seine Unabhängigkeit auskosten und nur in Notfällen auf einem Campingplatz übernachten möchte. Ob der integrierte Liner nun einen Meter länger ist oder nicht, spielt (neben Kosten und Gewicht) für sie keine Rolle. Also, ein geräumiges Wellness-Raumbad mit separater, großer Duschkabine darf es in einem solchen Fall durchaus sein.

Allein diese zwei Beispiele (und es gäbe noch etliche mehr) zeigen, wie unterschiedlich die Anforderungen an den Sanitärbereich im Reisemobil sein können.

Welche Bad-Arten gibt es?

Betrachtet man die Größe, fängt es bei ganz kleinen Sanitäreinheiten mit lediglich einer Toilette und einem (klappbaren) Waschbecken an – gerne in Campingbussen verwendet – und endet bei der Luxus-Wellness-Raumbad-plus-Ankleidezimmer-Oase bei den TOP-Linern. Aber der Reihe nach.

Kleine Nasszellen

Diese Art von Sanitäreinheiten findet man häufig in Campingbussen, Kastenwagen und kleineren Teilintegrierten oder Alkovenmobilen. Sie werden zum Teil mit, zum Teil ohne Duschvorrichtung angeboten und werden bereits in dieser Ausführung oft als Kompaktbad bezeichnet – ob das bei fehlender Dusche eine wirklich angemessene Bezeichnung ist, sei mal dahingestellt (s.u.). Oft lässt sich aus Platzersparnisgründen das Waschbecken zum Duschen wegklappen oder -schieben oder die Toilette in einer Seitenwand verschwinden. Duschvorhänge statt Klapp- oder Schiebeabtrennungen sind keine Seltenheit. Das Raumangebot ist logischerweise sehr knapp, bietet aber ausreichend Hygienemöglichkeiten auf kleinstem Raum. Bedenken sollte man, dass die Kabine beim Duschen nie ganz trocken bleibt, teilweise wird sogar die Toilette als Duschsitz integriert – da heißt es nach dem feuchten Spaß dann ordentlich wischen und trocknen.

Es gibt Reisemobile (z.B. Campingbusse), wo sich der Badraum beim Duschen mit Hilfe von Rolltüren in den Mittelgang erweitern lässt – sehr pfiffig und raumspendend.

Intermezzo:
Integrierte und separate Duschen

Ab der nächstgrößeren Klasse, dem sogenannten Kompaktbad, bieten die Hersteller zwei Varianten von Duschen an: die integrierte und die separate Dusche. Beide befinden sich innerhalb eines Badraumes, d.h. die Annahme, separate Duschen wären immer räumlich vom Rest des Bades getrennt, stimmt nicht.

Was ist nun der Unterschied? Bei der integrierten Dusche (Foto linke Seite) wird der Bodenbereich immer für andere Zwecke, also z.B. bei der Nutzung des Waschbeckens oder der Toilette, mitbenutzt. Das bedeutet, dass eine getrennte Nutzung von Dusche und Toilette oder Waschbecken nicht möglich ist – naja, manchmal geht’s mit Ach und Krach doch. Genau das funktioniert aber bei separaten Duschen (Foto rechte Seite), die man lediglich durch den Bereich von Waschbecken und Toilette betritt, dann aber die Schiebe-, Klapp- oder Rolltüre schließt und der übrige Raum dann von einer zweiten Person beliebig mitbenutzt werden kann. Und auch hier – manchmal geht´s aus Platzgründen doch nicht. Ihr seht, so ganz trennscharf ist das alles nicht – jedenfalls gut, dass wir mal drüber gesprochen haben.

Das Kompaktbad

Eigentlich ist schon die Überschrift falsch. DAS Kompaktbad gibt es gar nicht. Bei dieser am meisten verbreiteten Form des Sanitärraums im Reisemobil stoßen wir auf hunderte von Variationen. Selbst die Übergänge zu den oben beschriebenen kleinen Nasszellen und den ausgewachsenen Bädern der höher angesiedelten Luxusklasse sind fließend.

Der Anspruch aller Kompaktbäder: Maximales Raumangebot, bestmögliche Ergonomie und größtmögliche Alltagstauglichkeit bei gleichzeitig minimalem Platzbedarf innerhalb des Reisemobils. Fragt sich also: Wer schafft den besten Kompromiss zwischen den sich offensichtlich widersprechenden Vorgaben.

Die drei Komponenten des Kompaktbades, > Waschbecken und Dusche sowie die > Toilette, betrachten wir auf zwei gesonderten Seiten. Aber genau das Zusammenspiel dieser drei Teilbereiche gibt am Ende den Ausschlag dafür, ob man ein Kompaktbad im Alltag wirklich gut nutzen kann oder ob man ständig mit Einschränkungen leben muss.

Scheut Euch nicht, vor der Entscheidung für ein bestimmtes Bad, tatsächlich beim Händler oder auf einer Messe einmal alltagsgerechte „Trockenübungen“ zu machen. Bloßes Anschauen („… ich denke, das wird schon gehen…“) reicht hier in der Regel nicht aus. Ein Bad muss man tatsächlich „erspüren“. Stellt Euch in die Dusche, beugt Euch über das Waschbecken, setzt Euch auf den Toilettensitz. Gibt es Einschränkungen z.B. durch Radkästen, was für ein Raumgefühl hab ich in der Dusche, wie hoch ist sie, ist die Waschbeckengröße und -position wirklich alltagstauglich, wo stoße ich überall bei der Toilettenbenutzung an – das alles sind Fragen, die man oft nur im praktischen Versuch tatsächlich beantworten kann.

Neben all den Einzelaspekten gibt es weitere, übergeordnete Fragen, die man rechtzeitig klären und mit seinen Ansprüchen abgleichen sollte. Hier ein paar Beispiele:

Gibt es ausreichend Be- und Entlüftungsmöglichkeiten? Reicht eine kleine Dachluke für den Abtransport des Dampfes nach dem heißen Duschen oder wäre ein zusätzliches Fenster wünschenswert? Kann ich mit einem dünnen Trennvorhang, der mich beim Duschen immer gerne feucht-warm umarmt, leben oder wären feste Trennwände besser? Gibt es viele schwer zu reinigende Ecken und Winkel? Sind vernünftige Halterungen für Seife, Zahnputzbecher, Toilettenpapier etc. vorhanden (die während der Fahrt natürlich nicht lose herumstehen oder -liegen dürfen)? Reicht das Platzangebot in den Schränken für meinen ganzen Kosmetik- und Hygienekram? Passt vielleicht sogar noch die Reiseapotheke mit rein? Gibt es ausreichend Platz und Haken/Stangen für Hand- und Badetücher? Auch wenn man sie trocknen will? Auch für viele (z.B. wenn die ganze Familie vom Strand zurückkehrt)? Will ich das Bad z.B. auch zum Trocknen meiner nassen Skiklamotten nutzen? Könnte ich dafür selbst eine Vorrichtung anbringen? Sind die Spiegel ausreichend groß oder sehe ich als Großgewachsener immer nur meinen Bauchnabel? Wie schaut´s mit der Beleuchtung aus? Brauche ich für´s Schminken Tageslicht? Oder reicht die kaltweiße LED-Beleuchtung? Wäre bei einer Darmerkrankung auch mal eine längere „Sitzung“ möglich, ohne dass mir dabei die Beine absterben? 😉

Ihr ahnt, dass es neben den oben aufgeworfenen Fragen wahrscheinlich noch genügend Aspekte gibt, die man auf den ersten Blick gar nicht vermuten würde. Ok, das Bad ist vielleicht nicht das Herzstück Eures Reisemobils, aber immer noch bedeutend genug, dass man sich ein paar grundlegende Gedanken über die Benutzung, die Bedeutung für den täglichen Umgang und die Auswirkungen einer eventuell falschen Planung machen sollte – und das am besten, bevor man eine endgültige Kauf- oder Mietentscheidung getroffen hat. Kommen wir zu einer besonderen Lösung:

Foto: Bürstner

Das Raumbad

Allein schon die getrennte Unterbringung von Toilette / Waschbecken und Dusche in zwei gegenüberliegenden Einheiten bringt ganz neue Aspekte in die Badaufteilung für Reisemobile. So ist ein geteilter Sanitärbereich vor z.B. zwei Einzelbetten oder einem Queensbett schon sehr reizvoll. Spinnt man den Gedanken weiter, wie es einige Ausstatter schon vor einigen Jahren getan haben, ergeben sich sehr interessante Lösungen, die ein großzügiges Sanitär-Ambiente auf kleinstem Raum versprechen.

Durch geschickte Verbindung von Wasch-/Toiletten-Einheit und gegenüberliegender Duschkabine lässt sich mittels zwei gegenläufigen Türen ein separater Raum schaffen, der quasi eine eigene Sanitärlandschaft mit An-/Auskleidebereich und abgetrenntem, heimeligem Wohlfühl-Bad-Charakter hervorbringt. Zusätzlich lässt sich so das Reisemobil in einen vorderen Teil mit Wohnbereich und Küche und einen hinteren Teil mit Sanitär- und Schlafbereich abtrennen.

Neben den beschriebenen Badarten gibt es noch viele weitere Lösungen, wie wir sie auf unserer Seite > Grundrisse bereits vorgestellt haben. Bleiben noch die

Luxusbäder

Ihr wollt auf keinen Fall auf das von zuhause gewohnte großzügige Flair eines Wellness-Bades verzichten? Oder Euch gerade im Urlaub eine solche Wohlfühl-Oase gönnen? Euch kann geholfen werden, denn die Ober- und Luxusklasse-Reisemobile halten ausgesprochen hochwertige Lösungen bereit. Diese sind naturgemäß nicht standardisiert und bieten vom offenen Waschtisch über Handtuchwärmer oder Regendusche bis hin zu Sternenhimmel und separater Musikanlage fast alles, was das Herz begehrt. Und falls die Ausstattungsvarianten der Serienmodelle noch nicht reichen, bleibt immer noch der Gang zu den Individualausbauern, die fast jeden Wunsch erfüllen. Wir haben schon Reisemobile mit Whirlpool auf dem Dach gesehen…