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Wohnmobil-Historie

Sicherlich gehört das Thema Reisemobil-Geschichte nicht zu dem, was man als Ein- oder Umsteiger in das wohnmobile Reisen unbedingt wissen müsste. Trotzdem interessiert es vielleicht den einen oder anderen, wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass man Fahrzeuge so herrichtete, dass man darin auf Reisen wohnen konnte.

Die Anfänge gehen weit zurück. Bereits bei den Römern und im Mittelalter finden erstmals sogenannte Reisewagen Erwähnung, natürlich nicht motorisiert, sondern von Pferden oder Ochsen gezogen. So berichtet beispielsweise Marco Polo von einem „Tataren-Wagen“, der sich mit Zeltplanen zur Lagerstatt erweitern ließ.

Römischer Reisewagen

Im 17ten Jahrhundert wurden bereits Karren mit einem Bett, einem Tisch und einer Bank ausgestattet, damit Schäfer darin bei ihrer Herde übernachten konnten, die sogenannten Schäferkarren. Später sah man Napoleon, Richelieu, Goethe oder andere hochgestellte Persönlichkeiten in einer für diese Zeit luxuriös ausgestatteten zweiachsigen Wohnchaise, wie man so etwas damals nannte, umherreisen.

Dethleffs Wohnauto
Den Grundstein für den Wohnwagen bzw. Caravan, wie wir ihn noch heute kennen, muss man wohl im Jahr 1931 festmachen, als Arist Dethleffs seiner Verlobten ein „Wohnauto“ mit einem Hubdach und drei Schlafplätzen baute. Das Gefährt fand derartigen Anklang, dass Dethleffs bereits Mitte der 30er Jahre ein eigenes Unternehmen gründete und mit der ersten Serienfertigung begann.
VW "Bulli" T1 aus den 60ern

Der zweite Weltkrieg ließ die Reiselust vorübergehend schwinden, bis dann die Jahre des „Wirtschaftswunders“ neuen Schwung für die Reiselust brachten. Bis Mitte der 70er Jahre konnte man bereits stolz auf Wohnwagen-Produktionszahlen nahe der sechsstelligen Grenze blicken. Nicht zuletzt der gerade erfundene und oft von Bastlern als Basis für Reisefahrzeuge genutzte VW-Bus („Bulli“) bot in den nächsten Jahren eine technisch solide und dabei gleichzeitig kreative Spielwiese für allerlei neue Reise- und mobile Wohnideen – mit oder ohne zusätzlichem „Wohnanhänger“.

Anfang der legendären 70er wuchs dann mit immer weiter wachsender Reiselust der jungen Generation auch zusammen, was seit diesen Jahren beim Reisemobil zusammengehört: das Zugfahrzeug und der Wohnwagen wurden zu einer Einheit. Erwin Hymer schickt 1971 die ersten Reisemobile in die Serienfertigung. Namhafte Firmen wie z.B. Knaus, Weinsberg, Frankia oder Bürstner folgten und es entstand bis zum Ende der 80er Jahre ein regelrechter Wohnmobil-Boom.

Das erste Hymermobil

Die deutsche Wiedervereinigung brachte visionäre Ideen aus beiden Teilen unseres Landes zusammen, neben den bereits bekannten Alkoven-Modellen entstanden nun auch teilintegrierte und andere Bauformen, die zunächst noch skeptisch beäugt wurden. Das Erstarken der nun gesamtdeutschen Wirtschaft und der gleichzeitige Verfall bei den Preisen für Pauschalreisen ließen die Lust aufs Reisemobil vorübergehend schmelzen, bevor kurz nach dem Jahrtausendwechsel die Zeichen wieder deutlich auf Wachstum standen.

Aus den ehemals recht schmucklosen Zweck-Mobilen wurden nun immer mehr komfortable Reisemobile für individuelle Ansprüche, die Modell- und Grundrissvielfalt wuchs ständig, jährlich zu beobachten auf der seit 1951 ständig gewachsenen und inzwischen größten Messe für Freizeitfahrzeuge der Welt, dem Caravan-Salon in Düsseldorf (CSD). Mit Ausnahme einer kleinen Delle Ende der Nuller-Jahre (etwa 2008 bis 2010) stehen die Zeichen jedoch seither auf Wachstum in jedem Bereich der Reisemobil-Industrie.

Caravan Salon Düsseldorf (CSD)

In der heutigen Zeit angekommen schauen wir auf einen weltweiten Milliardenmarkt mit immer facettenreicheren Fahrzeugen, vom ausgeklügelten Kleinstmobil für Youngster und Sparfüchse bis hin zum Luxusliner für die gesetzte und gut betuchte Klientel, mit einem Komfort, den man durchaus mit stattlichen Urlaubsvillen oder üppig ausgestatteten Luxus-Yachten vergleichen darf. Vom selbstausgebauten oder gebrauchten „Budget-Modell“ bis hin zum millionenschweren Reisemobil der Superlative bleiben kaum noch Wünsche offen.

Marchi „eleMMent“

Wohin geht die Reise? Man ahnt es, schaut man sich die aktuellen Entwicklungen an. Das vernetzte Reisemobil 2.0 hat die Startphase schon längst hinter sich, immer bessere und leichtere Baustoffe schaffen neue Dimensionen bei Sicherheit und Komfort, Multimedia und Digitalisierung rücken noch vor wenigen Jahren Unvorstellbares in greifbare und bezahlbare Nähe. Und auch die Infrastruktur für das wohnmobile Reisen wird stetig besser und umfangreicher.

Ob das selbstfahrende Elektro-Reisemobil kommt? Wer weiß es, aber unmöglich scheint das schon lange nicht mehr…

Wer sich für die Geschichte und allerlei Wissenswertes rund um das Wohnmobil interessiert, sollte gelegentlich einmal einen Besuch im Erwin-Hymer-Museum einplanen: https://www.erwin-hymer-museum.de. Zwischen Ulm und Bodensee gelegen bieten die Betreiber ein breites Spektrum an Informationen und Unterhaltung rund um´s Reisemobil – an Schlechtwettertagen (und auch sonst)  sicherlich nicht die schlechteste Wahl.

Bildnachweis:
Römischer Reisewagen - wikimedia.commons - Foto: Maria Saal
Dethleffs Wohnauto - Dethleffs - Foto: Dethleffs
VW "Bulli" T1 - pixabay - Foto: Matthias Lemm
Hymermobil - Hymer - Foto: Hymer
Caravan Salon Düsseldorf - Caravan Salon Dssd - Foto: CSD
Marchi "eleMMent" - Marchi - Foto: Marchi