Heckgaragen

Nanu – eigentlich gehört doch ein Fahrzeug in die Garage und nicht umgekehrt. Dieser Gedanke mag auftauchen, wenn man den Begriff Heckgarage zum ersten Mal hört. Vater dieser Namensgebung war der ursprüngliche Gedanke, in einem Reisemobil ein Fahrzeug, sei es nun ein kleiner Motorroller oder ein Fahrrad, unterzubringen, um für mehr Mobilität am Urlaubsort zu sorgen. Würde man heute nach einem neuen Namen suchen, würden einem wohl eher Begriffe wie Heckstauraum oder Wohnmobil-Keller einfallen.

Tatsächlich werden heute viel mehr und ganz andere Dinge in der Heckgarage transportiert als ursprünglich vorgesehen. Ob Werkzeug oder Gummiboot, Weinregal oder Konservenlager, Spielzeugkiste oder Angelausrüstung, Grill oder Camping-Möbel, die Nutzung ist so vielfältig wie die Reisemobil-Besitzer es sind.

Was ist eine Heckgarage?

Um es einmal genau zu definieren: Als Heckgarage bezeichnet man einen Stauraum im unteren Fahrzeugheck, der geeignet und groß genug ist, ein oder mehrere Fahrräder oder einen Motorroller zu transportieren.

Hat jedes Reisemobil eine Heckgarage?

Nein, bauartbedingt ist das nur bei größeren Wohnmobilen der Fall. Kleinere Wohnmobile, wie z.B. Camping-Busse oder Kastenwagen, können zwar oft auch Platz für Fahrräder im Heck schaffen, indem z.B. die Betten hochgeklappt werden. Das bezeichnet man aber üblicherweise nicht als Heckgarage, sondern eher als variablen Heckstauraum. Ähnliches gilt analog bei Fahrzeugen mit Heck-Stockbetten, deren unteres Bett man tagsüber nach oben klappt, um so Raum für größere Gegenstände zu schaffen.

Üblicherweise erkennt man eine Heckgarage an der großen Außenklappe im Heckbereich der Beifahrerseite. Manche Reisemobile haben auch auf der gegenüberliegenden Fahrerseite eine solche große Klappe, manche eine etwas kleinere und manche gar keine, was regelmäßig zu erheblichen Be- und Entladeproblemen führt. Wer schon einmal versucht hat, eine auf der Fahrerseite verstaute Bierdose von der Beifahrerseite aus zu angeln, wenn das gesamte Camping-Mobiliar davor steht, weiß was wir meinen.

Bei manchen Aufbauarten ist konzeptionell keine Heckgarage möglich, und zwar immer dann, wenn sich im Inneren des Heckbereichs Konstruktionen befinden, die bis zum Boden hinunterreichen, also z.B. ein Heckbad oder eine Heckküche. Auch die Bettenform hat großen Einfluss, so ist z.B. unterhalb von Queens- oder Seitenbetten manchmal kaum ausreichend Höhe vorhanden, um darunter eine echte Heckgarage zu platzieren. Am häufigsten findet man eine vernünftig dimensionierte Heckgarage unter Quer- und Einzelbetten.

Was kann man alles in der Heckgarage transportieren?

Diese Frage ist recht leicht beantwortet: eigentlich alles, was reinpasst. Jedenfalls theoretisch. Gerade Reisemobile mit Heckgaragen gehören zu den häufigsten Verkehrssündern, was das Überladen angeht. Selbst wenn Euer mobiles Heim das zulässige Gesamtgewicht nicht oder nur gering überschreitet, kann es trotzdem vorkommen, dass man Euch bei einer Verkehrskontrolle am Weiterfahren hindert, weil z.B. die Vorderachse zwar noch eine Reserve von 200 KG aufweist, die Hinterachse aber um 200 KG überladen ist.

Wenn Ihr Euer Reisemobil mal im beladenen und reisefertigen Zustand wiegen lasst, achtet nicht nur auf das Gesamtgewicht, sondern auch auf die Gewichte der einzelnen Achsen. Wie hoch die Achslast bei Eurem Fahrzeug sein darf, findet Ihr im Fahrzeugschein (Zulassungsbescheinigung Teil 1) etwa in der Mitte der rechten Seite unter den Ziffern 7.1 (Vorderachse) und 7.2 (Hinterachse).

Die oben genannten Werte sind keineswegs unrealistisch. Bedenkt einmal, wieviel Gewicht zusammenkommt, wenn z.B. beide Wassertanks (Frisch- und Grauwasser) in Hinterachsnähe verbaut sind, Ihr dann noch zwei E-Bikes weit hinter der Hinterachse auf einem Heckträger montiert habt, auf dem Dach Antenne und Solarpanels weit hinten montiert sind und sich der Küchenblock samt Kühl-/Gefrierkombination sowie Boiler und Heizaggregat im hinteren Teil des fahrbaren Untersatzes befinden. Da fehlt dann nur noch ein kleiner Getränke- oder Konservenvorrat und eine gut bestückte Werkzeugabteilung – und die Nadel an der Waage hüpft in den roten Bereich. Beachten muss man hierbei auch die Hebelwirkung von Lasten, die hinter der Hinterachse liegen, die das Heck stark belasten und gleichzeitig die Vorderachse entlasten.

Für die genaue Berechnung von Hebelkräften und den daraus resultierenden Gewichten gibt es gute Tools im Internet, bei denen man nur die eigenen Maße und Gewichte eingeben muss. Sucht einfach mal z.B. bei Google nach „Hebel Online-Rechner“.

Gerade bei großen Heckgaragen kommt es also auf intelligente Beladung bzw. das geschickte Verteilen der Lasten an. Auch wenn der riesige Stauraum sehr wohl dazu verleitet, alles Mögliche mit auf Reisen zu nehmen: Obergrenze ist immer das Gewicht, nicht der Platz! Und selbst wenn die Gewichte stimmen, werdet Ihr schnell merken, dass Euch viel Gewicht hinter der Hinterachse einen guten Teil der Bodenhaftung bei der Vorderachse stiehlt, besonders bei kurzen Fahrzeugen auf nasser oder rutschiger Fahrbahn (Winter!).

Gibt es vernünftige Alternativen zur Heckgarage?

Wer keine Fahrräder mitnimmt oder diese auf einen Heckträger montiert und keine großen Dinge oder Vorräte transportieren muss, kommt auch mit normalen Staufächern aus. Einige davon sollten von außen zugänglich sein, um ggfs. sperrige oder nicht ganz saubere Gegenstände unterzubringen wie z.B. Ski- oder Angelausrüstungen. Bei besonders langen oder unförmigen Lasten wie z.B. Booten oder Surfbrettern kann man auch über Dachträger oder Dachboxen nachdenken, bei denen dann allerdings die Fahrzeughöhe beachtet werden muss.

Glücklich dürfen sich Reisemobil-Besitzer schätzen, die einen Doppelboden besitzen. Hier werden neben von innen erreichbaren Staufächern oft auch von außen zugängliche Stauräume angeboten, zum Teil sogar mit Durchlademöglichkeit. Diese sind außen immer mit abschließbaren Klappen gegen Schmutz, Feuchtigkeit und Diebstahl versehen.

Eine weitere Alternative, wenn es gar nicht mehr anders geht, wäre ein Lastenanhänger. Ein Anhänger ist jedoch immer mit etlichen Einschränkungen verbunden, auf die wir hier nicht weiter eingehen wollen (mögliche Geschwindigkeitsbeschränkungen, Führerschein, Rangierprobleme, Abstellmöglichkeiten zu Hause etc. etc.).

Zum Schluss:

Viele Reisemobil-Urlauber nehmen so viel wie möglich von zu Hause mit – weil man auf Gewohntes nicht verzichten will, weil es sich zu Hause billiger einkaufen lässt, weil man sicher sein will, alles dabei zu haben, was man vielleicht mal brauchen könnte. Das ist eigentlich in doppelter Hinsicht schade. Zum einen schlägt das aufs Gewicht und führt damit zu erhöhtem Kraftstoffverbrauch (ist die heimische Marmelade immer noch so billig, wenn man sie 5000 Kilometer durch Europa fährt?), zum anderen verpasst man die vielen Kontaktmomente vor Ort, beim Einkauf auf Märkten, in kleinen gemütlichen Läden, auf dem örtlichen Weingut oder wo auch immer. Und wenn wirklich mal was fehlt – Reisemobil-Urlaub ist immer auch ein kleines Stück Abenteuer und das sollte nie ganz verloren gehen – denkt mal darüber nach, vielleicht geht´s ja auch mit einem Fahrrad, einem großen Rucksack und ganz ohne Heckgarage.

Ganz zum Schluss:

Wir wollen es nicht verschweigen: eine wirklich angemessene Definition bekommt eine Heckgarage eigentlich erst, wenn sich tatsächlich ein (wenn auch kleiner) PKW im Heck des Reisemobils befindet. Da wir über derartige „Dickschiffe“ auf unseren Seiten nicht ausführlich berichten (das ist einfach nicht unsere Liga), empfehlen wir Interessenten solcher Gefährte, sich im Netz oder auf Messen nach entsprechenden Informationen umzuschauen. Sehenswert sind solche Fahrzeuge auf jeden Fall,  schon allein aufgrund der bewundernswerten technischen Umsetzung – auch wenn sie nicht ins eigene Budget passen…