Küchen

Im Reisemobil zählt das Kochen und Essen (neben dem Schlafen) zu den wichtigsten Angelegenheiten überhaupt. Wer nicht dauerhaft auswärts essen geht, nutzt die Küche bis zu fünf Mal am Tag (oder sogar noch häufiger). Zutaten werden gelagert, gekühlt und zubereitet, ein ganzes Arsenal an Küchenzubehör will verstaut, benutzt und gereinigt werden, von der eiskalten Cola bis zum heißen Menu möchten wir möglichst alles genießen wie zuhause auch. Ergonomisch und hübsch anzusehen soll die Küche sein, nicht zu raumgreifend oder schwer, je nach Anlass möglichst variabel zu nutzen, funktionell, gut zu reinigen, mit ausreichendem Stauraum, mit möglichst wenig Abstrichen gegenüber den heimischen Kochgewohnheiten und, und, und. Schon hier zeigt sich, welchen vielfältigen Anforderungen die Küche genügen muss – und das waren noch längst nicht alle.

Bevor wir uns nun ans Kochen und Essen begeben oder auf die einzelnen Komponenten der Küche eingehen, schauen wir uns erst einmal die grundsätzlichen Gegebenheiten und Möglichkeiten heutiger Reisemobile an, was uns zur ersten Frage führt.

Welche Küchenlösungen gibt es?

Wie schon auf unserer Seite > Grundrisse angedeutet, gibt es einige Standard-Formen, die in sehr vielen Freizeit-Fahrzeugen, vom kleinen Camping-Bus oder Kastenwagen über teilintegrierte oder Alkoven-Modelle bis hin zum ausgewachsenen Integrierten, verbaut sind.

Die häufigste Variante durfte die Seitenküche sein, in kleinen Campern wie z.B. Kastenwagen eher in sehr kompakter Form, in größeren, etwa ab den Teilintegrierten oder Alkoven-Modellen, auch durchaus mal etwas großzügiger. Die Kompakt-Modelle bestehen in der Regel aus zwei oder drei Kochplatten und einem Spülbecken. Der Kühlschrank ist hier oft untergebaut, ebenso wie ein paar kleinere Schränke und/oder Schubladen. Oberschränke findet man in Fahrzeugen, bei denen die Küchenrückwand auch bis zur Decke reicht, was bei Kastenwagen wegen der oft halb dahinterliegenden Schiebetür nur teilweise oder gar nicht gegeben ist.

Auch größere Seitenküchen bieten natürlich Standards wie eine Spüle und einen Herd, diesen dann oft mit drei oder vier Kochstellen. Ebenso findet man Unterschränke, Schubladen und einen Unterbaukühlschrank. Je nach Platzangebot des Fahrzeugs gibt es alternativ einen seitlich daneben platzierten Kühlschrank, dann oft in Griffhöhe montiert. Kombiniert werden solche Varianten gerne mit einem zusätzlichen Gefrierteil, weiteren Schränken oder Schubladen, einem Backofen, einem Dunstabzug oder Ähnlichem.

Vorteile der Seitenküche sind sicherlich die kompakten Maße. Logischerweise ergibt sich aber daraus auch ein eher knappes Platzangebot, sowohl was den Stauraum angeht als auch hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Arbeitsfläche. Die fast immer vorhandenen Holz-, Metall- oder Glasabdeckungen für Spüle und Herd können zwar heruntergeklappt oder aufgelegt leidlich als zusätzliche Arbeitsunterlage genutzt werden, wirklich komfortabel sind solche Lösungen aber nicht. Eine Salatsoße anrühren oder ein paar Tomaten schneiden – solche Tätigkeiten lassen sich auch gut an dem fast immer in Reichweite befindlichen Wohnraumtisch erledigen.

Einige Seitenküchen kann man werksseitig mit einer seitlich hochklappbaren Verlängerung der Arbeitsfläche erhalten (siehe Foto oben). Wird diese in der Serienausstattung Eures Herstellers nicht angeboten, solltet Ihr einmal danach fragen. Ist so etwas auch optional nicht erhältlich, bietet sich immer noch eine Heimwerkerlösung an.

Eine weitere beliebte Küchenform ist die sogenannte Winkel- oder L-Küche. Den Namen erhält sie durch den Winkel- bzw. L-förmigen Grundriss. Alle Standard-Komponenten wie Herd, Spüle und Kühlschrank sind natürlich auch hier zu finden. Oft bieten diese Küchen aber deutlich mehr Platz zum Verstauen und Arbeiten als Seiten-/Kompaktküchen. Nicht selten findet man hier Apothekerauszüge, einen zusätzlichen Backofen oder eine Dunstabzugshaube, spezielle Halterungen für eine Kaffeemaschine, Gewürzregale, Gläservitrinen und vieles mehr.

Die L-Küche ist häufig auf der Fahrerseite zwischen Sitzgruppe und Bad zu finden und wird gerne mit einer gegenüberliegenden Hochschrankeinheit für eine Kühl-/Gefrierkombination vervollständigt – was aber nicht immer so sein muss. Gerade bei dieser Küchenart gibt es vielfältige Variationen und Kombinationen, die Ihr Euch in Ruhe näher anschauen solltet. Schnell werdet Ihr herausfinden, was für Eure persönlichen Vorlieben am besten geeignet ist.

Von den Verbreitungszahlen her kommen wir nun zu einer sehr kleinen Küchen-Variante – der Mini-Küche in Camping-Bussen. Die speziellen Anforderungen sind klar: je vielseitiger, aber auch platzsparender, desto besser. Auf diesem Gebiet gibt es wahre Wunderwerke an Kompaktheit zu bestaunen. Auf den ersten Blick muss man sie manchmal suchen, meist wird man zwischen Fahrersitzen und Rückbank gegenüber der Schiebetür fündig.

Bezogen auf die Ausstattung gibt es eine große Bandbreite, je nachdem wieviel Platz die Küche einnehmen darf oder soll: eine kleine Spüle, ein ausziehbarer Gaskartuschen-Kocher, schon ist die kleinste denkbare Variante fertig. Darfs ein wenig mehr sein? Eine Kühlbox, eventuell sogar ein richtiger Mini-Kühlschrank, ein Besteckfach und ein kleiner Schrank, schon ist eine mittlere oder, je nach Größe, sogar vollwertige Kombination erstellt. Und auch beim Einbau lassen sich die Hersteller etwas einfallen. Neben der Eingangsschiebetür oder gegenüber, hinter den Mittelsitzen, im Heck von außen nutzbar oder auch seitlich nach außen herausziehbar – es gibt kaum einen Ort, wo man nicht eine Nische im Reisemobil zur Küche umfunktionieren könnte.

Eine weitere, wenn auch nicht sehr verbreitete Küchen-Spielart: die Heckküche. Wenn im vorderen Aufbau, z.B. durch eine voluminöse Sitzlandschaft, der Platz für eine Küche fehlt, dann zieht sie einfach nach hinten um. Ob Längs-, Quer- oder L-Form, ob mit Bad oder Schränken kombiniert, es gibt viele Möglichkeiten und Angebote, das Kochen ganz nach hinten zu verbannen. Apropos verbannen: Es gibt Reisemobil-Besitzer, die sich mit dem Geruch und der Speisenzubereitung in Sitzgruppennähe schwertun – sicher auch ein guter Grund, diese Angelegenheiten ganz ins Fahrzeugheck zu verlegen – vielleicht die ideale Lösung für Euch?

Worauf muss man bei Küchen besonders achten?

Ein paar allgemein für alle Küchen gültige Aspekte wollen wir noch betrachten. An erster Stelle steht natürlich die Verarbeitung. Hier gibt es von der dünn beklebten Spanplatte, billigen Plastikscharnieren und (im wahrsten Sinne des Wortes) klapprigem Aufbau bis hin zur hochwertigen Schreinerküche mit haltbarem Furnier, verwindungsresistentem Aufbau, stabilen Metallteilen, kratzfesten und damit pflegeleichten Oberflächen und Arbeitsplatten und Soft-Einzügen viele verschiedene Qualitäten – natürlich zu den unterschiedlichsten Preisen. Wieviel Ihr bereit seid, an Wertigkeit und Langlebigkeit wegen eines niedrigeren Preises einzubüßen, müssen Ihr wohl oder übel selbst entscheiden.

Ein zweiter Aspekt: die Ergonomie. Gerade ältere Semester unter den Reisemobil-Nutzern sollten sich hierüber ausreichend Gedanken machen. Ein Unterbaukühlschrank nebst Spülenunterschrank und Besteckschublade stellt hier die ungünstigste Kombination dar. Um an Utensilien aus dem untersten Schrankfach oder an den Salat aus dem tiefsten Kühlschrankfach zu gelangen, muss man sich tatsächlich häufig auf den Boden knien – was für sportliche Mittdreißiger wohl eher eine zusätzliche Trainingseinheit darstellt, ist für Arthrose-geplagte Best-Ager aber sicher ein handfestes Problem. Hier sind z.B. ein Kühlschrank in Griffhöhe und Ausziehelemente, wie etwa geräumige Schubladen oder sogenannte Apothekerschränke, sicher die bessere, wenn auch fast immer teurere Wahl.

Nachdem Ihr nun die wichtigsten Küchenaspekte kennt (exotische Varianten, wie z.B. Mittelküchen etc., haben wir weggelassen), fragt Ihr Euch vielleicht, wie es mit den einzelnen Komponenten aussieht, also z.B. mit Herden, Kühlschränken, Dunstabzugshauben, Mikrowellen, Kaffeemaschinen, Toastern und vielem anderen mehr. Auf den weiteren Seiten dieser Rubrik (siehe Menu oben) findet Ihr die passenden Antworten.

Ein letzter Tipp:

Reisemobil-Käufer sollten sich im Vorfeld Gedanken machen, wie häufig oder intensiv sie ihre Küche überhaupt nutzen. Viele Optionen, wie z.B. ein großer Kühlschrank, ein Backofen, eine Mikrowelle, eine Kaffeemaschine etc., werden oft optional angeboten, sind also frei wählbar. Das bietet den echten Hobby-Köchen eine gute Auswahl für ihr Steckenpferd, andersherum können Puritaner („wir kochen eh kaum im Reisemobil“) hier eine Menge Geld sparen – das man dann gut zur Urlaubszeit in auswärtigen Restaurants verschmausen kann…