Maße

Wichtige Wohnmobil Maße

Vom 4-Meter-PKW-Kombi (gerne auch als Mini-Van bezeichnet) mit umklappbarem Schlafplatz bis hin zum über 10 Meter langen Luxus-Liner mit Kleinwagen-Garage im Heck, Slide-Outs an den Seiten und Whirlpool auf dem Dach ist heutzutage alles zu haben – und jedes Fahrzeug nennt sich Reisemobil. Gibt es da überhaupt viel über die Maße zu sagen?

Betrachtet man den Durchschnitt, so liegen die Standard-Längen bei Camping-Bussen und Kastenwagen etwa bei 5 bis 6 Metern. Mit ca. 6 Meter bis 7,50 Meter ist der Großteil von Teilintegrierten, Integrierten und Alkoven-Modellen zu veranschlagen. Ausnahmen nach oben oder unten sind aber nicht selten. Gibt es ein ideales Maß? Die Frage muss man mit einem deutlichen „Jein“ beantworten, denn das hängt stark von der Nutzung ab. Ihr liebt südfranzösische Dörfer mit verwinkelten Gassen? Dann dürfte das 9-Meter-Dickschiff wohl kaum zu Euch passen. Ihr braucht viel Platz für die 5-köpfige Familie? Dann solltet Ihr Camping-Busse eher meiden. Ihr liebt Inseln? Alles über 6 Meter kommt Euch bei Fährüberfahrten mit großer Wahrscheinlichkeit teuer zu stehen. Ihr seht, die eigenen Idealmaße sollte man reiflich durchdenken – am besten natürlich noch vor einer Anschaffung oder Miete.

Ein paar allgemeine Ratschläge gibt es dennoch. Grundsätzlich bedeutet jeder Zentimeter mehr an Breite, Länge oder Höhe auch ein Mehr an Leergewicht und damit in der 3,5-Tonnen-Klasse ein Weniger an Zuladung. Die Formel „je kleiner, desto leichter“ stimmt zwar nicht ganz, denn auch die verwendeten Materialien z.B. beim Aufbau oder den Möbeln sind entscheidend für das endgültige Gewicht. Trotzdem liegt hier ein erster Anhaltspunkt.

Unter dem Gesichtspunkt des Luftwiderstands bei der Fahrt spielen naturgemäß neben der Formgebung der Frontpartie die Breite und Höhe eine entscheidende Rolle. Eine 2,30 x 3,20 Meter große Front eines Alkoven-Modells verbraucht gerne mal 2 bis 3 Liter mehr Kraftstoff als ein schlanker und niedriger Teilintegrierter, von Camping-Bussen ganz zu schweigen.

Ihr möchtet eher als leidenschaftlicher „Freisteher“ unterwegs sein und Stell- und Camping-Plätze meiden? Als PKW-Fahrer sind sie Euch vielleicht nie aufgefallen, nun verwehren sie Euch womöglich die Zufahrt zu den schönsten Strand-Plätzen: die quer über der Zufahrt angebrachten rot-weißen Balken, unter denen kein Fahrzeug über 2,00 Meter Höhe (oder etwas mehr) durchpasst. Gerade in Urlaubsgebieten findet man sie recht häufig – schlecht für Besitzer mit höheren Aufbauten.

In diesem Zusammenhang vielleicht auch für manchen nicht ganz unwichtig: Wie auffällig darf mein Reisemobil sein? Der unbeleuchtete Camping-Bus am Straßenrand in einer Seitenstraße lässt nicht unbedingt vermuten, dass dort gerade ein paar junge Leute nach einem feucht-fröhlichen Abend in der Kölner Altstadt übernachten – macht das mal mit einem ausgewachsenen Liner von 8 Metern oder mehr. Die Formel „je größer, desto auffälliger“, und damit weniger Freiheit der Übernachtungs- oder Stellplatzwahl, hat durchaus ihre Berechtigung.

Aber auch vorwiegende Camping- oder Stellplatz-Nutzer dürfen sich durchaus genauer mit den Abmessungen ihres Fahrzeugs beschäftigen. Hier sind nicht selten Zuschläge für überlange Reisemobile fällig. Die Grenze für höhere Tarife liegt häufig irgendwo zwischen sechs und acht Metern.

Und was ist mit den eingangs erwähnten Fähren? Hier hat sich eine europaweite „magische“ Grenze von 6,00 Metern etabliert. Die Tarife darüber und darunter differieren bei den verschiedenen Fährgesellschaften zum Teil um mehr als 100 Prozent.

Auch wenn Ihr ein Reisemobil von nur 5,70 Metern Länge besitzt, könnt Ihr schnell in den höheren Fähr-Tarif rutschen. Da reicht schon ein einfacher Fahrradträger von 40cm Tiefe am Heck, denn gemessen wird immer die „Länge über Allem“, also inklusiv aller Anbauten – und das wären in diesem Fall 6,10 Meter. Ja, es gibt inzwischen leicht abnehmbare Fahrradträger, aber wohin dann damit während der Überfahrt, zumal wenn dort noch Fahrräder montiert sind? Unser Rat: Messt also vor einer Fährennutzung besser noch einmal genau nach.

Weiter geht´s mit der Höhe. Auf Straßen, wo eine Straßennutzungsgebühr (besser bekannt als „Maut“) erhoben wird, können ein paar Zentimeter zu viel durchaus größere Löcher ins Budget reißen. So werden beispielsweise in Frankreich alle Fahrzeuge mit einer Höhe über 3,00 Metern in eine deutlich teurere Tarifklasse eingestuft.

Vorsicht bei Dachaufbauten wie z.B. Antennen oder Solarmodulen. Diese zählen zwar oft nicht zur Aufbauhöhe dazu. Da die Höhenmessung aber vielfach elektronisch mit Sensoren erfolgt, staunt man an der Zahlstation (sehr oft mit Automaten ohne Personal) nicht schlecht, wenn man mit einem 2,95-Meter-Mobil in die Über-3-Meter-Klasse eingestuft wurde, weil eine nur 15 cm flache SAT-Antenne den Sensor zu einer Fehlmessung veranlasst hat. Theoretisch kann man den zu viel gezahlten Betrag (und zahlen müsst Ihr, sonst bleibt die Schranke zu) zurückfordern. Wer das schon einmal gemacht hat, weiß jedoch: Die Höhe der Erstattung lohnt den komplizierten und langwierigen Aufwand meistens nicht und so bleibt Ihr auf den Mehrkosten sitzen.

Noch verwegener sind manche anderen Klassifizierungen, z.B. in Portugal. Dort ist z.B. die Höhe über der Vorderachse die Grundlage für die Einstufung in eine bestimmte Tarifklasse – für Besitzer von Alkoven-Reisemobilen ein Albtraum.

Ist denn wenigstens die Fahrzeugbreite eher nebensächlich? Leider nicht, auch hier gilt es, Vor- und Nachteile auszuloten. Je schmaler ein Reisemobil, desto wendiger ist es natürlich. Viele idyllische Orte stellen mit ihren schmalen und verwinkelten Straßen und Gassen gerade Besitzer von breiten Fahrzeugen vor enorme Herausforderungen. Manchmal sind es tatsächlich nur ein paar Zentimeter, die darüber entscheiden, ob man eine Burg oder eine Höhle besuchen kann oder nicht. Andererseits sind z.B. ein paar fehlende Zentimeter beim quer eingebauten Bett für einen großgewachsenen Reisemobil-Interessenten ein echtes KO-Kriterium, einmal abgesehen von z.T. deutlich engeren Platzverhältnissen bei der Sitzgruppe, im Durchgang zwischen Wohn- und Schlafraum oder einer kleineren Nasszelle in eher schmal geschnittenen Aufbauten. Auch hier gilt: Wägt die Gegebenheiten für Euch sorgfältig ab.

Und natürlich sind auch etliche Einschränkungen im Straßenverkehr für die Maße Eures Fahrzeugs nicht zu vernachlässigen. Viele Durchfahrten, Unterführungen oder Tunnel sind von den Ausmaßen her nur beschränkt passierbar. Faustregel: Je kleiner Euer Reisemobil, desto mehr Straßen stehen Euch zur Verfügung und desto weniger Umwege kommen auf Euch zu.

Ihr seht, die Maße des Wohnmobils spielen oft eine nicht unerhebliche Rolle. Erstellt also am besten ein ganz persönliches Nutzungsprofil und wägt dann alle Vor- und Nachteile bei den gewünschten Maßen Eures Fahrzeugs gegeneinander ab – ein Kompromiss wird es auf jeden Fall werden, wir hoffen, ein guter.

Zum Schluss noch zwei Ratschläge zu diesem Thema.

Gerade Neueinsteiger und vor allem Mieter von Reisemobilen sollten sich einen Zettel mit den genauen Maßen des Fahrzeugs gut lesbar ins Sichtfeld des Fahrerhauses legen. Bei in Höhe oder Breite beschränkten Durchfahrten, z.B. unter Brücken oder bei Tunneln, muss man mitunter blitzschnell entscheiden, ob man weiterfahren kann oder nicht. Wer da erst langwierig nach den Abmessungen suchen muss, kommt schnell in brenzlige Situationen.

Im Ausland werden manchmal völlig andere Einheiten für Gewichts- oder Längenangaben, aber auch für Geschwindigkeiten benutzt. Darauf solltet Ihr Euch ebenfalls mit einem gut sichtbaren Zettel oder Schild vorbereiten. Hand aufs Herz – wer kann schon in London oder Cornwall mph, feet, lbs oder inch (ja, solche Angaben findet man auf britischen Straßenschildern!) auf Anhieb in deutsche Einheiten umrechnen, zumal wenn er sich aufs Linksfahren und z.T. völlig abweichende Straßenverkehrsregeln konzentrieren muss. Wer sich nicht unversehens in möglicherweise sogar gefährliche Situationen manövrieren will, sollte also hier ausreichend Vorsorge treffen.